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Nachfragen und Interesse bekunden

10. 02. 2014

Die neuen Medien: Infoabend in der Werkrealschule Dreisamtal zeigt Eltern Chancen und Gefahren der sozialen Netzwerke auf.

 

STEGEN/ KIRCHZARTEN. Facebook, WhatsApp, Snapchat, Skype, ICQ – die Möglichkeiten der Kommunikation im Netz werden immer mehr, ständig kommen neue hinzu, erweitern das Angebot oder lösen andere ab. Doch das Internet birgt für Jugendliche auch Gefahren. Was aber tun Eltern, die sich nicht auskennen?

"Prima vernetzt oder gefangen im Netz?" So lautete das Thema des Elterninformationsabends in der Werkrealschule Kirchzarten. Natalia-Anna Rozpiorska und Stefan Pohl, die Jugendreferenten aus Kirchzarten und Stegen, informierten über die Vor- und Nachteile von Facebook, WhatsApp, Snapchat und Co. Über Gefährdungen durch das so genannte Sexting, Happy Slapping oder Youporn, über versteckte Kostenfallen, fehlenden Datenschutz und jugendgefährdende Inhalte. Aber auch über die Chancen der sozialen Netzwerke, wie die Kontaktpflege oder die Identitätsbildung.

Die gehören zu den sogenannten "digitalen Eingeborenen". Das heißt, die Jugendlichen sind in die Welt der neuen Medien hineingewachsen. Für sie ist es daher einfach, bei den ständigen Neuerungen mitzuhalten. Für ihre Eltern ist es dagegen mitunter schwierig. Denn wer sich nicht ständig mit dem Internet beschäftigt, steigt irgendwann aus. Doch das Internet bietet den Jugendlichen nicht nur Vorteile, es kann auch recht gefährlich sein.

Laut einer Studie des Medienpädagogischen Forschungsverbunds Südwest (MPFS) benutzen 73 Prozent der 1200 befragten Jugendlichen zwischen zwölf und 19 Jahren täglich das Internet. 45 Prozent dieser Nutzungszeit werden mit kommunikativen Tätigkeiten verbracht. "Wir haben den Bedarf gesehen", sagt Natalia-Anna Rozpiorska, "dieses Thema ist nicht alleine Aufgabe der Schule. Man muss die Aufgaben auf mehren Schultern verteilen." Die Aufklärung der Eltern ist dabei ein wichtiger Schritt.

Doch deren Unwissenheit und Unsicherheit ist oft groß. "Wie kann ich meinen Sohn schützen", fragt ein Vater. Dessen Klasse eröffnete bei WhatsApp einen Gruppenchatroom. "Das ist zwar praktisch, aber ich weiß auch von Mobbing, das dort stattgefunden hat." Cybermobbing ist ein wichtiges Thema. Laut der Studie des MPFS kennen 32 Prozent der befragten Jugendlichen jemanden, der schon einmal von Cybermobbing betroffen war – im Internet oder über das Handy. Aber: "Eltern können Mobbing nicht beenden", so Rozpiorska. In einem solchen Fall sei es wichtig, Experten hinzuzuziehen und über die Ängste der Kinder zu sprechen.

 

Eltern können ihre Kinder nicht rund um die Uhr vor den Gefahren des Internets schützen. Tun können sie aber trotzdem etwas: sich für die neuen Medien interessieren und nachfragen. "Fragen Sie Ihre Kinder: Und, was war heute bei Facebook? Das ist deren normale Realität, so normal wie der Sportverein", sagt Stefan Pohl. Eltern müssen offen bleiben für die Fragen und Themen der Kinder.

 

"Mich hat der Vortrag in Vielem bestätigt", sagt Renate Buchgeister hinterher. Sie ist Mutter von vier Kindern und war, wie sie sagt, selbst lange Zeit eine der Mütter, die sich nicht auskennen. "Mein Sohn geht in die 8. Klasse und hat auch ein Smartphone und WhatsApp. Aber ich habe einen guten Umgang mit den Medien. Ich habe keine Angst und bin wachsam." "Für mich war es nichts Neues", sagt eine blonde Frau, Mutter eines 13-jährigen Sohnes. "Ich bin selbst Internetnutzerin, ich wollte meinen Kindern ein Vorbild sein. Und mit meinem Sohn bin ich auf Facebook befreundet, ich weiß, was er dort macht." Eine andere Teilnehmerin will sich nun selbst ein Smartphone und WhatsApp zulegen. "Da berät mich mein Sohn. Als Eltern muss man sich dafür interessieren," sagt sie, "auch aus Sorge, dass irgendwann eine Rechnung ins Haus flattert."

Natalia-Anna Rozpiorska und Stefan Pohl beschäftigen sich viel mit dem Thema Jugend und Medien. Dazu informieren und beraten sie Lehrer, Eltern und Schüler. Regelmäßig besuchen sie die 5. und 8. Klassen von drei Schulen in Kirchzarten und Stegen. "Die Besuche sind in den Schulen bereits fest verankert", freut sich Pohl. "Es läuft reibungslos, auch weil die Schulleitung dahinter steht."

Tipp: Pohl bietet im Kinder- und Jugendcafé Stegen freitags von 13.30 bis 14 Uhr ein offenes Eltern-Café für alle Fragen rund ums Internet an.

 

Quelle: Badische Zeitung