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Der Kommentar: U-18 Wahlen im Dreisamtal

20. 09. 2017

Demokratie ist kein Selbstläufer, sie muss gelernt werden! Deshalb ist es gut und wichtig, Kinder und Jugendliche schon früh an Politik heranzuführen und zu motivieren, sich aktiv einzubringen. Deshalb machen Jugendpartizipationsprojekte Sinn und deshalb machen auch die U-18-Wahlen Sinn, wenn sie gut vorbereitet und begleitet werden und sich die Kinder und Jugendlichen tatsächlich zum einen mit dem Wahlsystem und zum anderen mit den politischen Inhalten auseinandersetzen.

Interessent ist es durchaus, wie Kinder und Jugendliche wählten:
Die jugendlichen Wähler im Dreisamtal stimmten im Prinzip für Schwarz-Grün. Die CDU erhielt 28 Prozent und die Grünen 25 Prozent der Stimmen. Die SPD bekam gerade mal 6,5 Prozent, genauso viel wie die Piraten. Das bundesweite Ergebnis sieht anders aus: dort ist die SPD mit knappen 20 Prozent zweitstärkste Kraft, die Piraten fallen mit unter einem Prozent überhaupt nicht ins Gewicht.
Erfreulich: Die AFD hat bei den Jugendlichen im Dreisamtal keine Chance, sie würde mit 4,9 Prozent die FünfProzenthürde nicht knacken – entgegen des Bundestrends. Dort würden die Zehn- bis Siebzehnjährigen die AFD ins Parlament wählen.

Bei dieser U-18-Wahl tritt allerdings ein Phänomen zutage, das sich auch bei den Unter-30-Jährigen findet und Wahlanalytiker nicht erklären können. Laut Wahlumfragen ist die CDU auch ihnen stärkste Partei.

In den USA, Großbritannien und Frankreich, in fast allen großen Industrieländern gehen junge Leute für mehr soziale Gerechtigkeit auf die Straße und wählen links – in Deutschland, so ein Analytiker der ZEIT, wählen sie Merkel. Liegt das daran, dass gerade diese Generation keine andere Kanzlerin kennt als Angela Merkel? Liegt es daran, dass es deutschen Jugendlichen und jungen Erwachsenen besser geht als den jungen Menschen in anderen Ländern? Doch auch wenn es Deutschland gut geht: gerade die jungen Erwachsenen profitieren davon nicht unbedingt. Nach wie vor hangelt sich diese Generation trotz guter Ausbildung und hoher Qualifikation von Praktikum zu Praktikum und bekommt einen befristeten Arbeitsvertrag nach dem anderen. Familiengründung wird ohne feste Stelle schwer gemacht. Sozial gerecht ist das nicht. Doch in Deutschland wird der Aufstand nicht geprobt.

Und die U-18-Wähler tangieren diese Themen noch nicht. Sie leben zumeist in gesicherten Verhältnissen und die Schul- und Ausbildung steht im Vordergrund und nicht die Familiengründung.
Dagmar Engesser

 

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